„Luxemburg hat das beste Gesundheitssystem der Welt“, aber nicht im Bereich von Umweltmedizin.
Dass Luxemburg das beste Gesundheitssystem der Welt hat, stimmt allenfalls auf eine klassische Präventionspolitik bezogen; nicht rauchen, viel bewegen, gesund essen. Auf Umwelt und Gesundheit bezieht sich diese Aussage mitnichten.
„Krankheiten verhindern, Risiken vermeiden“ klingt nach Prävention.
Bei den im nationalen Krebsplan („plan cancer“) empfohlenen Krebsvorsorgetests (Mammographie und Darmspiegelung) handelt es sich vielmehr um frühzeitige Diagnostik als um eigentliche Prävention (der Mediziner unterscheidet zwischen primärer und sekundärer Prävention). Die Krebsprävention würde in der Vermeidung von krebserregenden Umweltschadstoffen in der Nahrung oder der Prävention undSanierung der Innenraum- und Außenluftbelastungen bestehen.
Krankheiten verhindern, wie sich die Gesundheitsministerin auf die Fahne schreibt, macht man nicht allein, indem man bessere und frühzeitigere Diagnoseinstrumente fördert, sondern indem man eine Vorsorge betreibt, die die Verursacher vermeidet und so die Krankheiten gar nicht erst entstehen lässt.
Risiken vermeiden durch Prävention beispielsweise im Bereich von Umweltbelastungen durch Innenraumschadstoffe, durch Zahnmetalle, durch Elektrosmog blieben in dieser Legislaturperiode weitgehend Fremdbegriffe im Gesundheitsministerium.
Gesund Essen
Selbst beim Thema „gesund essen“ beschränkt sich die Thematik vor allem auf die von der Weltgesundheitsorganisationempfohlenen täglichen 5 Portionen Obst oder Gemüse beziehungsweise einer mittlerweile veralteten und kontrovers diskutierten Ernährungspyramide mit reichlich Kohlenhydraten und wenig Fett zwecks Vermeidung von Übergewicht. Keine Rede beispielsweise von der möglichen Belastung durch Pestizidrückstände oder Nitrate bei industriell erzeugtem Obst und Gemüse.
Dabei wird in der Wissenschaft immer klarer, inwiefern solche und andere hormonähnliche Schadstoffe Einfluss auf den Ausdruck unserer Gene haben (Schlagwort Epigenetik) und als Langzeitfolge Übergewicht, Diabetes Typ 2 aber auch neurodegenerative Erkrankungen und Krebs (beispielsweise hormonabhängige Krebsformen wie Brust- oder Hodenkrebs)und Schilddrüsenprobleme verursachen können.
Gerade vorletztes Wochenende fand auf Kirchberg eine internationale dreitägige wissenschaftliche Tagung statt zum Thema „Auswirkungen von Umweltschadstoffen auf das ungeborene Kind“ mit Schwerpunkten in den BereichenElektrosmog und endokrine Disruptoren, also hormonaktiven Umweltgiften, durch die Europäische Akademie für Umweltmedizin EUROPAEM (Akut und Almen, sowie einige luxemburgische Ärzte nahmen teil). Teilnehmer aus dem Gesundheitsministerium – Fehlanzeige.
Von reeller und ganzheitlicher Prävention kann demnach keine Rede sein,
wenn man zum einen nicht versucht auf dem neuesten wissenschaftlichen Kenntnisstand zu sein und zum anderen den eigentlichen Verursachern, insbesondere den Umweltschadstoffen, nicht auf den Grund geht.
Bleibt zu hoffen, dass die nächste Regierung und speziell das Gesundheitsministerium das Thema umweltmedizinische Prävention anders angeht und umwelt-gesundheitliche Risiken vermindert. Akut wird sich auch in Zukunft in diesem Sinne einsetzen.
Jean Huss, Präsident Akut asbl